Neue Westfälische 24.08.2024
Ein Paradies für Tüftler und Maschinenbauer
Seit 100 Jahren versorgt das Handels- und Fertigungsunternehmen Dreckshage Maschinenbauer und Industrie mit passgenau hergestellten Werkstoffen, Bauteilen und Innovationen. Heute feiert die Firma mit Sitz in Hillegossen ihr großes Jubiläum.
Wenn heute im Kaiserpalais in Bad Oeynhausen der Vorhang aufgeht, stehen dort nicht wie üblich die Artisten des GOP-Varietés im Mittelpunkt. Der Hauptdarsteller des Tages ist das Handels- und Fertigungsunternehmen Dreckshage, das heute vor 100 Jahren gegründet wurde – und das seinen runden Geburtstag zwar weit vom Stammsitz in Hillegossen entfernt, dafür aber in einem umso festlicheren Rahmen feiert.
Auf dem Programm stehen entsprechend auch weniger Artistik und Jonglage, als ein Blick zurück auf das vergangene Jahrhundertundein Blick auf Gegenwart und Zukunft des Unternehmens, das Industrie und Maschinenbau mit Werkstoffen, Bauteilen und innovativen Produkten versorgt. „Wir werden einen eigens für das Fest erstellten Firmenfilm zeigen“, sagt Christian Steffen, der Dreckshage zusammen mit Christian Jordan leitet. Den Streifzug durch 100 Jahre Firmen- und Weltgeschichte werden sich die rund 200 Mitarbeiter des Unternehmens anschauen. Denn sie sind die einzigen geladenen Gäste im Saal. „Wir wollen damit zeigen, wer bei uns im Mittelpunkt steht“, sagt Jordan. „Jeder einzelne ist ein Mosaikstein, ohne den die Dreckshage-Geschichte nicht möglich gewesen wäre.“
Das Fest mit der Belegschaft dürfte ganz im Sinne von Firmengründer August Dreckshage gewesen sein. Auch er hatte früh auf zufriedene und engagierte Mitarbeiter gesetzt. Im Jahr 1924 wird er allerdings noch nicht geahnt haben, dass sein „Start-up“ und Ein-Mann-Betrieb im Jahr 2024 groß Jubiläum feiern würde. Denn die ersten Schritte des Unternehmens fanden – wenig überraschend – in ungleichkleinerem Rahmen statt.
Dreckshage war kurz nach dem Ersten Weltkrieg als Handelsvertreter in Oerlinghausen aktiv, von wo aus er Rohre für Metallunternehmen vertrieb. „Irgendwann hatte er die Idee, dass er das doch auch alleine machen kann“, sagt Christian Jordan. Die Idee erweist sich als Glücksgriff: Mit unternehmerischem Geschick und guten Kontakten bringt Dreckshage die kleine Firma umgehend auf Wachstumskurs. Das Handelsunternehmen für Stahlprodukte mietet bereits drei Jahre später größere Räume in Bielefeld an der Rohrteichstraße, wieder drei Jahre später zieht Dreckshage 1931 an die Weststraße.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sorgen das Wirtschaftswunder und der Boom der Stahlbranche dafür, dass der Platz einmal mehr knapp wird. 1956 zieht Dreckshage an die Herforder Straße. Dort wird das Portfolio Ende der 70er- Jahre um den Geschäftsbereich Lineartechnik erweitert. Als dann ab Ende der 80er-Jahre die Produktsparte Aluminium-Konstruktionsprofile mit eigener Montageabteilung hinzukommt, wird der einstmals üppig und großzügig geplante Standort schon wieder zu klein. 1993 – inzwischen unter der Führung des vom Prokuristen zum Geschäftsführer aufgestiegenen Wolfgang Jordan und dem Prokuristen Werner Schäper – erfolgt dann der Umzug nach Hillegossen an die Walter-Werning-Straße. „Hier hatten wir schon gedacht, dass der Neubau bestimmt für die nächsten 100 Jahre reicht“, sagt Christian Jordan, der das Unternehmen 1999 gemeinsam mit seinem Vater erworben hatte.
Trotz der einmal mehr zukunftsorientierten Planung wurde es auch hier, offenbar ganz im Geiste der Firmentradition, bald eng. 2007 wurde der Standort erweitert, 2023 wurde die Kapazität des Hochregallagers ausgebaut. Die räumliche Trennung des Handelshauses und der Fertigung erfolgt 2012 mit der Einweihung der neuen Fertigungshalle im Leopoldshöher Ortsteil Asemissen, nur wenige Kilometer vom Stammsitz entfernt. Hier findet sich inzwischen auch der vierte Geschäftsbereich von Dreckshage: Die Fertigung für technische Walzen, wo unter anderem die besonders bei der Folien-, Vlies-, Textil- oder Papierproduktion gefragte Breitstreckwalze „EcoStretchRoll“ hergestellt wird. „Sie wird von uns exklusiv weltweit produziert und vertrieben“, sagt Jordan mit hörbarem Stolz.
Für Christian Steffen, seit dem Rückzug von Wolfgang Jordan 2010 neben Christian Jordan Geschäftsführer, ist gerade die Vielseitigkeit der entscheidende Faktor dafür, dass aus dem kleinen Stahlhändler ein breit aufgestelltes Unternehmen mit weiteren Standbeinen auch in Polen geworden ist, das auch schwierigen Zeiten getrotzt hat. Durchkräftige Investitionen, wie in das neue Lager oder aber auch in neue Maschinen für den Standort in Asemissen, seien auch die Weichen für die weitere Entwicklung gestellt. „Der Anzug ist groß, jetzt müssen wir ihn ausfüllen“, sagt Steffen.
Aufgrund der derzeit schwierigen Lage in der Maschinenbau- Branche wagt Christian Jordan keine Prognosen für die Zukunft des Unternehmens, das bundesweit mehr als 5.000 Kunden hat. In einem Punkt ist er sich aber sicher: „Wir sind gut aufgestellt.“
Davon werden sich heute Abend im Kaiserpalais einmal mehr auch die Mitarbeiter überzeugen können, wenn ihnen als Höhepunkt der Firmenfilm präsentiert wird. Und er soll laut Jordan vor allem eines zeigen: „Man kann stolz darauf sein, ein Teil von Dreckshage zu sein.“
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